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Die Trauer zulassen

 

Ich arbeite immer wieder mit Menschen, die Jemanden verloren haben.

 

Ein Baby, noch bevor es geboren wurde.

Einen Herzensmenschen, mit dem man sein ganzes Leben geteilt hat.

Einen Angehörigen, von dem man sich entfremdet hat.

 

Die Trauer, die dann kommt, ist manchmal überwältigend. Manchmal erfasst sie uns so tief, so schmerzhaft, dass es uns fast umwirft. Manchmal aber schotten wir uns auch ab, lassen unsere Gefühle nicht zu. Wir müssen funktionieren, kehren schnell wieder in den Alltag zurück und geben der Trauer keinen Raum.

 

Vielleicht ist die Angst da, es nicht aushalten zu können. In den dunklen Strudel der Trauer hinabgezogen zu werden.

Vielleicht aber auch die Sorge, andere könnten die Tiefe der Trauer und des Schmerzes nicht verstehen und sich abwenden.

 

Trauer kommt und geht. Es ist ein Auf und ab, denn diesen Schmerz konstant aushalten zu müssen, würde unser psychisches System überfordern. Wir erholen uns, Ruhe kehrt ein. Dann sehen (hören, fühlen, schmecken, riechen) wir etwas, das uns an den geliebten Menschen erinnert und die Trauer kehrt zurück. Wir weinen – laut oder leise – nehmen uns Zeit, lassen zu.

Wenn wir uns nun die Zeit nehmen zu trauern, dem geliebten Menschen zu gedenken, unsere Gefühle und Gedanken mit anderen zu teilen, dann kann etwas in uns - Stück für Stück - heilen. Dann kann die Trauer langsam wieder ziehen.

 

Die Trauer hat dabei eine wichtige Funktion. Es ist die Emotion des Annehmens der Realität und des Abschiednehmens.

Sie hilft uns, anzunehmen, dass jemand nicht mehr physisch bei uns ist. Dass etwas ganz anders gekommen ist, als wir uns das gewünscht hätten.

Sie hilft uns auch dabei, zur Ruhe zu kommen und uns die Zeit zu nehmen, die es braucht, um diesen Verlust verarbeiten zu können.

Und dafür ist es wichtig, uns die Zeit und den Raum auch zu geben.

 

Anmerkung:

Tatsächlich kann es manchmal sehr schwer sein, den Trauerprozess alleine zu gehen. Die Trauer wird zu intensiv, überall sehen wir den/die Verstorbenen, die Bilder überfluten uns. Wir sprechen dann von anhaltender Trauer. Wenn das auf dich zutrifft, dann kann psychologische Therapie helfen, den Verlust zu verarbeiten.